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201 Tage auf dem eigenen Segelschiff - SanBlas - Pazifik im Atlantik

Endlich wieder Segeln

Crew

Mit der neuen Crew, bestehend aus den beiden Mitseglerinnen Bente und Marieke, setzen wir die Segel gegen Abend in Richtung San Blas. Cartagena verabschiedet uns ziemlich wild, die Wellen sind kurz und kräftig und das Schiff schaukelt stark. Zum ersten Mal laufen die Wellen von hinten hinein ins Cockpit. Der Ozean zeigt seine Wucht und schickt uns angespannt in die Nacht. An Schlaf ist nicht zu denken. Erst nach Mitternacht wird alles ruhiger. Von nun an bis San Blas geniessen wir halben bis raumen Wind bei angenehmen 15 bis 20 Knoten. Wir rasen häufig mit 8 Knoten in Richtung Archipel und haben Freude, zurück auf dem Wasser zu sein. Zurück in unserem Element. Zurück dort, wo ein Segelschiff hin gehört.


Ankerspot Coco Bandero

Nach 2 Nächten erreichen wir früh Morgens das Archipel SanBlas. Die Region in Panama wird vom Stamm der Gunas unabhängig vom panamaischen Staat regiert. Die Gunas sind ein offenes und freundliches Volk. Die Haupteinnahmequellen sind Kokosnüsse und handgemachte Tücher sowie Schmuck, welche sie an Segeltouristen verkaufen. Ausser dem Müll im Meer und an den Stränden, scheint die Welt hier in Ordnung. Es gibt kaum touristische Infrastruktur.


Wir steuern einen ganz speziellen Ankerspot an, welche unser Segelfreunde "Strong.Sails" von der SV Lucky Jonny empfohlen haben. Vorne legen wir den Anker aus und hinten binden wir das Heck um eine Palme auf der Insel. Wir befinden uns etwa 10m vom weissen Strand entfernt. Die Schönheit dieses Ortes wirkt surreal und es ist unglaublich, dass wir es eigenhändig bis an diesen Ort geschafft haben.

Am Abend fallen wir alle müde ins Bett. Nach durchgesegelten Nächten, sind wir jeweils äusserst dankbar für eine ruhige Nacht.

 

Worte können diesen Ort (übrigens einstimmig der schönste bisher) nicht beschreiben, dafür braucht es Bilder: 

 



Einmal ankert neben uns ein Partykatamaran mit Touristen aus Cartagena. Wir sind für die Backpacker eine Attraktion und werden zu ihrer Strandparty mit Volleyball eingeladen. Eine willkommene Abwechslung im sonst eher ruhigen Paradies. Am Abend sind wir dann doch wieder froh, können wir in unseren gemütlichen Jaleo zurück, statt auf den spärlich ausgestatteten und voll besetzten Katamaran.



Rund ums Boot erhalten wir immer mal wieder Besuch von Ammenhaien. Die Tiere gelten als ungefährlich und Unfälle sind äusserst selten. Die grössten Exemplare schätzen wir auf etwas über 2m. Wir haben keine Angst, jedoch höchsten Respekt. Das furchteinflössendste ist, wenn ein grosses Tier direkt auf einen zu schwimmt. Die Haie zeigen dann doch kein Interessen und biegen vorher ab. Es kam bisher zu keiner Interaktion oder Reaktion der Haie gegenüber uns. Nur einmal, kam Lukas mit seiner Kamera dem Hai beim hinter her schwimmen zu nahe und dieser ergriff mit kurzen Flossenschlägen die Flucht.

 


Ankerspot Holländische Cays

Leider haben wir in den San Blas nur 12 Tage, der gebuchte Slot am Panamakanal am 19.04 limitiert uns zeitlich. Trotz dem unglaublich schönen Ort entscheiden wir, den Platz einmal zu wechseln und gehen zu den Holländischen Cays. Hier sind die Inseln etwas grösser und neben uns ankern mehrere Boote. Dafür gibt es hier ein wunderschönes Restaurant welches Hummer, Fisch und Pizza serviert. Das Hummer Menü kostet hier gerade mal 20USD, in der Karibik waren die Preise zwischen 70 und 120 USD.

Wir kommen hier vermehrt in Kontakt mit Einheimischen und versuchen ins Gespräch zu kommen. Ohne spanisch ist dies leider sehr schwierig, zu Mal auch die Gunas nicht alle spanisch können. Wir erfahren, dass gerade ein politisches Treffen stattfindet, in welchem sich die Gunas über ihre Lebensart besprechen. Ein Mitglied jeder Familie muss daran teilnehmen um getroffene Entscheidungen danach zu kommunizieren. Ein älterer Mann erklärt uns, dass auf den Inseln nur Kokosnüsse wachsen und sie diese gegen andere Lebensmittel vom Festland eintauschen. Dadurch erhalten sie Mehl, Reis und Zucker.

 


Wahrscheinlich wird gerne auch mal eine Flasche Rum und einige Kisten Bier getauscht. Wir beobachten mehrmals betrunkene Gunas auf ihren kleinen Inseln. Diese Begegnungen hinterlasse oft einen getrübten Eindruck.

 

Das Paradies wird zur Werkstatt

Der während unseren Umbauten in Barcelona nagelneue Wassermacher fällt vermehrt in den Alarmstatus "Überdruck". Kein Wassermacher bedeutet Trinkwasser bunkern und jegliches Waschen des Körpers, Küche und Schiff mit Salzwasser. Wir sind nicht wirklich heiss darauf und verbringen mehrere Tage mit der Lokalisation des Fehlers. Erst nachdem wir die meisten Teile des Systems ausgebaut haben, kommt der Hersteller mit einem seriellen defekt hervor. Die "Valve Rod", ein Ventil in Form eines Bolzen, habe bei einigen Lieferungen falsche Dimensionen. Das Fehlerbild lässt nun auch bei uns darauf schliessen.



Ziemlich genervt darüber, müssen wir den Support trotzdem loben, der ohne zu zögern ein Ersatzteil zum Dealer in Panama City schickt. Gebrannt von verspäteten Lieferungen aus unserer Zeit in Cartagena, hoffen wir nun auf eine pünktliche Lieferung.


Der Panamakanal ruft

Wir sind nun wenige Tage vor dem Traum vieler Hochseesegler. Der Panamakanal wartet und dahinter der lang ersehnte Pazifik. Keine 24h trennen die San Blas Inseln von der Atlantikseite des Kanals bei der Stadt Colon.

Wir starten in San Blas in die Nacht hinein und geniessen das Sonnenuntergangsegeln.

 


In uns braut sich eine Mischung aus Vorfreude und Anspannung zusammen. Klappt alles im Kanal? Wird unser gebuchter Slot eingehalten? Können wir Schäden am Schiff vermeiden?

 

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