Nach einer Nacht mit tiefem Schlaf, erwachte das Leben auf Jaleo erst gegen Mittag. Langsam erheben wir uns nach den Strapazen des Abschleppdienst am Vortag. Wir brauchen mal Pause vom maritimen Leben und gönnten uns einen Stadtbummel in Tangier. Wie bestellt empfängt uns ein älterer Herr am Eingang zur Souk, der Altstadt von Tangier. Nachdem er uns von all seinen Freunden weltweit erzählt hat, zeigte er uns unaufgefordert die Stadt und wir hatten unseren Spass mit ihm. Sehr wohl war uns von Anfang an bewusst, dass seine Dienstleistung nicht gratis ist. Zum Höhepunkt der Führung gingen wir in einen Laden lauter marokkanischer Mitbringsel und natürlich dem Klischee perfekt entsprechend: Teppichen. Nach versprochenem Tee, welchen wir nie erhalten haben und diversen Demonstrationen der Teppiche wurde es uns zu bunt. Bis dahin genossen wir den Zirkus mit Probeliegen und Geruchstest, wenn wir auch über den Preis des Kamelhaar Teppichs von 500 CHF etwas überrascht waren.
Wir verabschiedeten uns vom Verkäufer und unserem Führer und gingen alleine weiter. Die teils sehr schön präsentierten Produkte wie Gewürze, Datteln und anderen Früchten machten uns hungrig und wir schlossen den Abend mit Couscous und Tajine. Beim Heimweg wurden wir von Regen überrascht welcher uns die kommenden 4 Tage begleiten sollte.
Der zweite Tag Marokko nutzten wir für diverse Arbeiten am Schiff. Am dritten Tag reisten wir mit dem Zug ins nahe gelegene Assilah. Ein schönes Städtchen am Meer in den griechischen Farben blau-weiss. Da wir so langsam warm wurden mit der marokkanischen Art Geschäfte zu machen, machten wir uns einen Spass daraus die Preise zu drücken. Wir wurden darin immer besser und bezahlten sogar weniger fürs Abendessen. Die Grenzen fanden wir bei hochoffiziellen Stellen wie der Eisenbahn und internationalen Geschäften wie Orange und Zara.
Der vierte Tag Tangier bringt Sturm und eine Sahara-Sand-Regen Kombination. Wir sind damit beschäftigt, alles gut fest zu machen und das Schiff im Hafen bei den Sturmböen zu beobachten. Alles hält ganz gut, doch der Saharasand brennt sich regelrecht in unser Deck ein und verschwindet in allen Ecken. Schnell war uns klar, der fünfte Tag wird eine grosse Putzaktion. Nebst einem verschmutzen Deck, zeigte uns der Sturm mit seinem Regen auch auf, dass unsre Schiff doch nicht so wasserdicht ist wie erhofft. Am Mast tropft es in Strömen herein. Letzteres soll uns die kommenden Tage weiter beschäftigen. Wir schaffen es nicht, das Leck zu lokalisieren und abzudichten.
Nach der Putzaktion am fünften Tag geniessen wir nochmal die Altstadt und deren Märkte. Wir decken uns mit marokkanischen Delikatessen (Datteln, Granatäpfeln, Gewürzen, Nüssen) ein und halten nochmal Ausschau nach einem Teppich, wir benötigen tatsächlich noch einen auf dem Schiff. Der von uns selbst ausgesuchte Händler versicherte uns, gegenüber dem Händler vom ersten Tag, dass es keine Kamelhaar Teppiche gibt und der Preis startete bei 35 statt 500 CHF. Wir wussten schon, dass wir am ersten Tag an der Nase herum geführt wurden, über das Ausmass sind wir dann doch etwas erstaunt.
Der Abend endet mit einer weiteren Tajine im Restaurant und Routenplanung für unsere erste grössere Atlantiküberfahrt welche am Folgetag beginnen soll. Von Tangier fahren wir direkt die ca. 600 Seemeilen (ca. 1'000km) nach Lanzarote auf den Kanaren.
Der Atlantik ist grundsätzlich rauer als das Mittelmeer. Die Wellen haben mehr Zeit sich aufzubauen und werden dadurch grösser und langgezogener. Wir freuen uns auf diese Herausforderung und sehen es als Hauptprobe für die Atlantiküberquerung welche in der zweiten Hälfte November starten wird.
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